Historie
Chronik des Hildesheimer Architekten- und Ingenieurvereins
Hildesheim war im Mittelalter eine aufblühende Stadt. Geprägt war sie durch imposante Kirchen und prächtige bürgerliche Fachwerkbauten der Gotik und Renaissance. Die als Nürnberg des Nordens bezeichnete stolze Stadt, mit einer Dichte an besonderer Bausubstanz, wurde durch einen Bombenangriff der alliierten Kräfte am 22. März 1945 Ende des 2ten Weltkriegs zerstört. Die Kernstadt innerhalb des historischen Mauerrings wurde zu über 80 % total vernichtet. Im Angesicht dieses nahezu totalen Verlusts ihrer Stadt waren jetzt Architekten und Ingenieure gefragt den Wiederaufbau durchzuführen.
Der eine war einigermaßen heil aus dem Kriegsgeschehen zurückgekehrt, der andere war nach abenteuerlicher Flucht aus Ostpreußen, Schlesien oder anderen Ländern in Hildesheim gelandet. Wieder andere hatten ihr Studium trotz teilweise wirtschaftlicher Schwierigkeiten abschließen können und den beruflichen Anfang gewagt. Der Trümmerhaufen Hildesheim war unter Stadtbaurat Haagen langsam wieder übersichtlich geworden, nachdem die Straßen unter der Regie Kurt Fehrenberg freigeräumt worden waren.
Architekten und Ingenieure, waren das überhaupt so unterschiedliche Berufe? Auch in Hildesheim ergab sich wie von selbst, dass für das Gelingen vieler Bauvorhaben in Planung und Ausführung eine gute Zusammenarbeit beider Seiten unerlässlich war. Wurde es da nicht zur Selbstverständlichkeit, dass sich beide Berufsgruppen zu einer Organisation zusammenfügen? Und so geschah es dann auch.
Die Hildesheimer Kollegen Hille, Haase, Haagen, Dr. Werkmeister, Gascard, Burkhard und Meiners nahmen Verbindung mit dem bundesweit bestehenden deutschen Architekten- und Ingenieurverband DAI auf und legten, urkundlich belegt, mit dem 6. November 1951 den Grundstein für unseren Hildesheimer AIV. Seine Ziele sind ohne wesentliche Änderungen bis heute in der aktuellen Satzung festgelegt.
Für die berufliche Weiterbildung und Ergänzung wurden vom AIV zahlreiche Veranstaltungen und Vorträge angeboten. Besonderer Wert wurde aber auch auf gemeinschaftsfördernde Aktionen gelegt, wie Studienfahrten ins Inland und europäischen Ausland.
Erfreulicherweise konnte unser Verein bald steigenden Mitgliederzahlen verbuchen. Dafür sorgte mit vielerlei Aufwand der jeweilige Vorstand mit den Vorsitzenden Hille, Gascard, Fehrenberg, Seevers, Münster, Heuer, Matthias Jung, Dagmar Schierholz und aktuell Susanne Elze. Besonderer Wert wurde durch die Jahre auf gute Zusammenarbeit mit dem Stadtbauamt, wie auch mit der Fachhochschule Hildesheim-Holzminden gelegt
Diese Tradition wird bis heute durchgehalten. Fast alle Städtebauräte und heute die
Stadtbaurätin Frau Döring, sowie viele Fachbereichsleiter und -leiterinnen und mehrere Bauamtsmitarbeiter und -rinnen sind Mitglied des AIV. Ebenso mehrere Dozenten der heutigen Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst HAWK . Mit und bei der es eine gemeinsame jährliche Veranstaltung mit Fachvorträgen und insbesondere die Verleihung eines Studienpreises für besondere Leistung gibt.
Der Verein hat heute eine seit Jahren gleich bleibenden Mitgliederbestand von 100 Architekt-innnen und Ingenieur-innen. (Abgänge und Zugänge ergänzen sich).
Vor der Pandemie haben wir durch größere aber auch ortsnahe Exkursionen, Fortbildungsvorträge und gesellschaftliche Zusammenkünfte das gemeinschaftliche Interesse gepflegt. Auch Besuche befreundeter AIV-Verein wie Braunschweig, Münster, Hannover, Magdeburg, Aschersleben und Leipzig, zum Teil mit Gegenbesuch, haben stattgefunden. Die beiden großen Exkursionen nach New York und Barcelona waren von Mitgliedern mit guter Ortskenntnis hervorragend vorbereitet. Seit 2003 wird das Vereinsleben mit bebilderten Berichten in Jahresheften nachvollzogen. Ein Jahr davor wurde in umfänglicher redaktioneller Teamarbeit ein beispielhafter Architekturführer über besondere Hildesheimer Gebäude des 20. Jahrhunderts zusammengestellt und herausgegeben.
Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte war im unserem 60. Gründungsjahr 2011 der DAI-Tag in Hildesheim. Gut vorbereitet von einem unermüdlichen Organisationskomitee, Mit einem bunten Informationsprogramm wurde den angereisten AIV Mitgliedern aus vielen Mitgliedsstädten durch Vorträge und Führungen die vielfältigen architektonischen Besonderheiten unserer Stadt präsentiert. Den Abschluss bildete die Besichtigung das gerade zum Weltkulturerbe gekürten Faguswerk von Gropius in der benachbarten Stadt Alfeld.
Im November 2021 konnte, nach zweijähriger Pause während der Pandemiezeit, mit der Mitgliederversammlung das 70 jährige Bestehen unseres Vereines gefeiert werden. Danach begann ein annähernt normale Vereinsleben, insbesondere mit Besichtigungen und Vorträgen. Eine besondere Novität ist, das wir den Internetauftritt unseres Vereines total neue gestaltet haben, so dass unsere Vereinsmitglieder aber auch Interessierte ab demnächst über Internet Informationen von unserem Verein abfragen können.
Walter Nothdurft